Bulimia nervosa 

 

Ebenso wie für magersüchtige sind auch für bulimische PatientInnen Essen und Gewicht zentrale Themen. Auch sie streben danach, eine extrem schlanke Figur zu erlangen bzw. zu halten. Im Gegensatz zu PatientInnen mit Anorexia Nervosa ist das Gewicht jedoch in der Regel nicht außergewöhnlich niedrig. Im Gegenteil, Bulimikerinnen, deren Anteil an der Gesamtbevölkerung vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie auf 8 % geschätzt wird, sind meistens normalgewichtig. In Einzelfällen kann es aber ebenso zu Abweichungen nach oben wie nach unten kommen.  

Die Betroffenen versuchen dadurch ihr Gewicht zu halten, dass sie die nach einer Heißhungerattacke eingenommene Mahlzeiten wieder erbrechen. In der Folge stellt sich meistens ein ausgeprägtes Schuld- und Schamgefühlein. Da die Betroffenen nicht zunehmen wollen, versuchen sie, möglichst lange Zeit ohne bzw. mit wenig Nahrung auszukommen. Das steigert physiologisch bedingt aber nur den Heißhunger und fördert so das Auftreten von Heißhunger-Attacken. Dieser Teufelskreisgewinnt oft dadurch an Dynamik, dass für Viele das Essen zugleich Stress und allgemeine Belastungen reduziert und so einem suchtähnlichen Drang folgt.  

Als körperliche Folgen der Bulimie stellen sich u.a. Zahnschäden durch die erbrochene Magensäure, Herzrhythmusstörungen und das Ausbleiben der Monatsregel ein. Psychosoziale Folgen sind neben Konzentrationsschwächen, Stimmungsschwankungen, Unsicherheit und soziale Isolation häufig kriminelle Delikte, mit denen die Nahrungsmittel für die ausgeprägten und andauernden Heißhungerattacken finanziert werden.

 

Die Ursachen der Bulimie sind denen der Magersucht ähnlich. Übergänge zwischen diesen beiden Erkrankungen sind im übrigen nicht selten. Ein zentraler Verursachungsaspekt der Bulimie liegt inder extremen Furcht zuzunehmen bei einem medial vermittelten, unrealistischen Schlankheitsideal.


Diagnose und Therapie:  

Auch die Diagnostik ähnelt dem Vorgehen, wie es bei der Beschreibung der Magersucht geschildert wurde. Wichtig ist es, nach der diagnostischen Erfassung der Symptomatik deren Funktionalität zu verstehen und in der Behandlung zu berücksichtigen. So kann die Therapie je nach persönlicher Situation darin bestehen, dass die Betroffenen lernen, wie sie mit den eigenen Gefühlen angemessen umgehen, wie sie Selbstständigkeit, Autonomie und Genussfähigkeit entwickeln sowie Probleme und Konflikte konstruktiv lösen können. In jedem Fall wird es auf rein symptomatischer Ebene wichtig sein, auslösende und eine Heißhungerattacke begleitende Faktoren zu kontrollieren und - ggf.unter Beteiligung einer Ernährungsberatung - einen Ernährungsplan zu erstellen und einzuhalten.  

 

Literatur (auch hier nur eine kleine Auswahl):  

Ulrike Schmidt, Janet Treasure, Die Bulimie besiegen. Ein Selbsthilfe-Programm, Beltz Fachbuch.

Peggy Claude-Pierre, Der Weg zurück ins Leben. Magersucht und Bulimie verstehen und heilen, Fischer-TB.

Gail F. Huon, Lawrence B. Brown, Bulimie. Neue Wege zur Heilung, ein Selbsthilfeprogramm,Heyne.

Marya Hornbacher, Alice im Hungerland. Leben mit Bulimie und Magersucht, Ullstein TB.

Karen Wise, Wenn Essen zum Zwang wird. Wege aus der Bulimie, PAL Vlg., Mannheim.

Monika Gerlinghoff, Herbert Backmund, Norbert Mai, Magersucht und Bulimie. Verstehen und bewältigen, Beltz Fachbuch.